Auf der Suche, Teil 1

Wenn du als Wirt auf Lokalsuche bist, oder als Wirtin, dann kommst du mit Wirten ins Gespräch, oder mit Wirtinnen, die dir ihre Beiz verkaufen wollen. Und du liest Branchenpublikationen, in denen Wirtsleute Leitartikel schreiben. Und du denkst dir so deinen Teil zum Gastgewerbe.

Lustig war z.B. dieses Gespräch mit der Wirtin vom „Gasthof zum heiligen Bimbam“, dort in der Gruft unter dem Münster. Die Beiz heisst natürlich nicht so und ist auch nicht unter dem Münster. Und das Geschlecht der Wirtin habe ich aus Persönlichkeitsschutzgründen vielleicht geändert.

Oder sind es Personenschutzgründe? Jedenfalls hat die Wirtin bei allen Fenstern ihrer Beiz Panzerglas einbauen lassen. Da kann also niemand von aussen hineinschiessen. D.h. du kannst da ganz gemütlich drin sein und deine Bierchen servieren, während draussen irgendwelche Leute mit Pistolen und Gewehren herumlungern und dir oder deiner Kundschaft an den Kragen wollen. Einfach alle fünf Türschlösser abschliessen und Ruhe ist.

Umgang mit Konflikten gemäss Servicelehrbuch Gastrosuisse
Konfliktbewältigung in Theorie und Praxis: Servicelehrbuch der Gastrosuisse, 3. Auflage, Seite 39 vs. Panzerglas

Und dann sitzt du bei dieser Wirtin am Tresen und sie erzählt dir das alles, und es soll offenbar Werbung sein für das Lokal, das du ihr abkaufen könntest. Wenn du wollen würdest. Und genügend Geld hättest. Denn Panzerglas ist viel wert, und das kostet halt auch. Genau wie der Tresen, an dem du sitzt.

Solide Sache. Da kann dir eine ganze Schiffsmannschaft darüberkotzen, das putzt du weg und gut ist. Hält 100 Jahre. Überdauert die Sintflut. Ein Tresen für die Ewigkeit.

Dahinter die Postmixanlage, alles vorgekühlt und in Schläuchen hochgepumpt aus dem Maschinenraum, das hochprozentige und das niederprozentige, alles elektronisch verbunden mit der Kasse, da kann dich keiner bescheissen von deinen Angestellten. Weil sie bescheissen dich sowieso. Kannst du dich darauf einstellen oder wenn nicht, dann bist du weg nach 1, 2 Jahren.

Auch weg bist du, wenn du eine grössere Küche einbaust und auf Speiserestaurant machst. Und wenn du mit Drogen.

„Weisst,“ sagt die Wirtin vom Heiligen Bimbam: „der Wirt von nebenan: ich sage einfach freundlich Grüezi und sonst nichts. Warum? Weil der mit Drogen. Manche können einfach nicht damit umgehen, wenn sie Umsatz machen. Sie rechnen nicht. Sie sehen das Geld und geben es aus und dann ist es weg, wenn die Rechnungen kommen. Und dann machen sie mit Drogen.“

Die Wirtin vom Heiligen Bimbam meint mit „Drogen“ Drogen, die in der Schweiz gesetzlich verboten sind, und mit „mit Drogen“ meint sie „mit Drogen handeln“.

Und sie weiss, dass es extrem dumm ist, mit verbotenen Drogen zu handeln. Darum ist ihr Geschäftsmodell im Heiligen Bimbam der Handel mit erlaubten Drogen. Da kotzt dir zwar deine Kundschaft auf den Tresen, und wenn du sie dann vor die Tür setzt, kommen sie halt manchmal mit Pistolen und Gewehren wieder, aber wenigstens hast du keine Probleme mit den Behörden.

Oder eben doch. Aber dazu mehr beim nächsten Mal.

3 Antworten auf „Auf der Suche, Teil 1“

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